10 Jahre CSM
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Sieben Geschichten erzählen aus
10 Jahren Elternarbeit am Chemnitzer Schulmodell
Es ist Mittwoch, die Elternvertretung trifft sich im Lehrerzimmer zu ihrer turnusmäßigen Sitzung. Jens, der als Vertreter der Lehrer teilnimmt, informiert über die aktuelle Situation der Schule. Da drei Lehrer erkrankt sind, muss Unterricht ausfallen. Auch die Projektwoche ist in Gefahr. Er fragt, ob nicht Eltern in dieser Woche mit aushelfen können. Dann berichtet er von der letzten Klausurtagung der Lehrer, bei der über die pädagogische Arbeit reflektiert und über notwendige Veränderungen gesprochen wurde. Darüber entsteht spontan eine Diskussion über die Konzeption des CSM und die reale Situation. Sibylle hat an diesem Abend die Gesprächsleitung, sie mahnt an, zur Tagesordnung zurückzukehren, denn es gibt noch einige Punkte abzuarbeiten. Schwerpunkt ist die Vorbereitung des 10jährigen Schuljubiläums. Leider haben sich nur wenige Eltern bisher für die Vorbereitung gemeldet. Ein Blick zur Uhr: Es ist schon 22.Uhr. Wie die Zeit vergeht. Also, bis zum nächsten Termin.
»Möchte noch jemand etwas trinken?«, fragt Maria, bevor der Gruppenelternabend, der in ihrer Wohnung stattfindet, losgeht. Jan, der Klassenlehrer der Sechser, hat diese Art Elterngespräche ins Leben gerufen, die immer vor der Ausgabe der Lernentwicklungsberichte stattfinden. Zunächst sind die Eltern dran, die Situation ihres Kindes einzuschätzen. Dann erzählt Jan, wie er, aber auch die Fachlehrer das Kind wahrnehmen, seine Leistungen, Schwächen, Stärken und Probleme. Irene meint, dass ihre Tochter derzeit schwierig ist und auch in den schulischen Leistungen stark nachlässt. Sie hat den Eindruck, dass die Probleme begannen, als die enge Freundschaft zwischen ihrer Tochter und Claudia zerbrach. Claudia ist wohl jetzt mit Susi befreundet und deswegen gibt es Spannungen und Rivalitäten. Die Elterngruppe überlegt, was man tun kann.
Regine, Kerstin und Roland haben sich bei Peter verabredet, um über die Elternarbeit in ihrer Klasse zu sprechen. Sie suchen nach Möglichkeiten der Begegnung von Eltern und Schülern. Man einigt sich schließlich auf vier Angebote:
Basteln eines Adventskalenders, gespickt mit originellen Denkaufgaben, ein Eltern-Kegelabend, ein Wandertag und ein Klassenfest vor den Sommerferien.
»Wer übernimmt die Leitung für unseren Elternabend für die neuen Eltern?«, fragt Simone in die Runde, die mit ihren Vorbereitungen dafür schon fast am Ende ist. Thomas holt inzwischen noch ein paar Kekse und bekommt als „Anerkennung“ dafür dieses Amt zugesprochen. Dann wird noch einmal das kleine Anspiel geprobt und alle sind froh, dass es wieder einmal geschafft ist ... bis zum nächsten Mal.
Steffi macht sich Sorgen um ihren Sohn, der Probleme hat, in der Klasse Anschluss zu finden. Sie hat auch den Eindruck, dass diese Situation von Mitschülern ausgenutzt wird. Steffi spricht mit der Klassenlehrerin darüber. Die hat davon noch nichts bemerkt und will sich erst einmal ein eigenes Bild machen, ehe sie aktiv wird.
„Kann man denn in so einem Ding übernachten?“, fragen zwei Schüler Klemens, der gerade in Eile ein altes Zelt aus DDR-Zeiten aufbaut. „Na, und ob!“, ruft er, „damit habe ich so manch schönen Urlaub gemacht!“ Leider hat er im Moment wenig Zeit, sich mit den Schülern zu unterhalten, da er sich wie viele am Geschichts-Projekt beteiligte Eltern um seine „Exponate“ kümmern muss. Die Schüler gehen schwatzend weiter, um sich die im ganzen Schulhaus verteilte Ausstellung zu betrachten und auch auszuprobieren. Denn wie heißt das Projekt so treffend: Geschichte zum Anfassen.
Hoch geht es her bei einem der letzten Elternabende der Klasse 10. Für die einwöchige Abschlusstour mit einem Segelboot im Eysselmeer werden noch zwei Begleitpersonen gesucht. Nach einer längeren Denkpause entschließen sich Annette und Ulrich mitzufahren. Neben ihrem Mut und ihrer Abenteuerlust brauchen sie vor allem eine Möglichkeit, ihre Arbeitszeit flexibel zu gestalten, um die Jugendlichen begleiten zu können. Nun muss nur noch ein passendes Grundstück für die Abschlussfete gefunden werden. Zum Glück ist da die Auswahl nicht so groß.
Sieben Geschichten, nur eine Auswahl, erzählen von Elternarbeit an unserer Schule. Sie hat viele Facetten, Farben und Formen. Auf den Punkt gebracht, so meine ich, ist sie wie die Stele vor dem Schulgebäude darstellt: „Pädagogik in Bewegung.“
Peter Winger