Raumfahrtfantasien 2

Raumfahrtfantasien vor 1957

Raumfahrtfantasien in der Sowjetunion

Titelbild eines Science Fiktion Heftes (Englisch) Eine der Hauptfantasien in der Zeit der Sowjetunion, richtete sich auf die Besiedelung des Kosmos. Der Wissenschaftler Juri Chlebzewitsch stellte zum Beispiel Ende 1957 einen Dreistufenplan vor, wie man schon in zehn Jahren den Mond zum siebten Kontinent der Erde machen könnte. Der Wissenschaftsjournalist Wladimir Lwow verfasste ebenfalls einen Plan zur Erschließung des Kosmos in den nächsten 150 Jahren. Für die Jahre 1970 bis 1980 sah dieser die menschliche Mondlandung und die ersten ständig besetzten Stationen auf dem Mond vor. 1990 bis 2000 die ersten Siedlungen und 2090 bis 2100 die vollständige Besiedlung und Verwaltung des Mondes. Auch auf dem Mars sollte im Laufe des 21. Jahrhunderts die Atmosphäre rekonstruiert werden, so dass sich 2090 einige Hunderttausend Menschen auf ihm ansiedeln könnten. Eigentlich war es in der Sowjetunion weder in journalistischen noch in belletristischen Texten möglich weit in die Zukunft zu blicken, da schon in der Stalinzeit die "Theorie des nahen Ziels" galt, nach der man sich nur mit dem jeweiligen Fünfjahresplan befassen durfte. Aber schon 1931 mit Jan Lariss Roman "Land der Glücklichen" wurden Zukunftsentwürfe für eine ferner liegende, natürlich kommunistische Gesellschaft gegeben. Häufig stellte die Jahrtausendwende 2000 / 2001 eine magische Grenze dar, nach welcher alle Systemkämpfe für das sowjetische Gesellschaftsmodell entschieden wurden. Wie das im einzelnen vorgehen würde, war aber nie genauer beschrieben worden.

Das Mädchen vom Mond Eine ebenfalls wichtige Frage war, eine mögliche Kontaktaufnahme und ein Zusammenleben mit anderen Lebensformen. So war auch die Besiedlung des Mars nicht unumstritten, da man ja nicht wusste ob er bewohnt sei. Besonders die schon 1877 entdeckten Marskanäle gaben Anlass zu Spekulationen. Denn die unter bestimmten Umständen durch das Teleskop sichtbaren Formationen auf der Planetenoberfläche, verliefen nicht nur geradlinig und sehr lang, sondern sie bildeten auch geometrische Formen. Erst Mitte der Sechziger Jahre stellte sich heraus, dass es schlichtweg eine optische Täuschung war. Aus solchen Spekulationen ergab sich natürlich auch die Frage wie eine mögliche Kontaktaufnahme auszusehen habe. Dass diese friedlich ablaufen werde, daran Bestand kein Zweifel. Damit grenzte sich die SU von der Amerikanischen Zukunftsvisionen jener Zeit ab, in denen erhebliche Skepsis gegenüber wissenschaftlich - technischen Entwicklungen bestanden. Statt eines Kriegs der Welten oder einer von Robotern versklavten Zukunftswelt erwartete man eine gewaltlose Begegnung. Zum Aussehen der Außerirdischen gab es allerdings erhebliche Meinungsverschiedenheiten. Manche behaupteten der Organismus des Menschen stelle das ideale Ergebnis jeglicher biologischer Evolution dar, und glaubten deshalb, dass fremde Lebewesen nicht viel anders aussehen als Menschen. So traten zum Beispiel in dem 1957 erschienenem SF - Roman "Andromedanebel" die Außerirdischen, die "Mädchen aus dem All", als reine Männerfantasien auf. Anderseits schienen zu der Zeit nicht nur kybernetische und organische Lebewesen möglich, sondern auch kristalline, aus Anti -Materie oder Silizium bestehende Wesen schienen denkbar. Der Weg in den Kosmos (Wie auch Juri Gagarins Autobiographie hieß) war also für viele ein Aufbruch in die merkwürdige, exotische, erregendeund wundervolle ferne Wildnis.