Galilei

Mein Interview mit Galileo Galilei

Galileo Galilei lebte von 1564 bis 1642. Da ich zum Glück im Jahre 2065 lebe und kürzlich eine Zeitmaschine erfunden wurde, ist es möglich gewesen, mich als Testperson in das Jahre 1642 zu schicken. Kurz vor seinem Tode konnte ich dem fast erblindeten italienischem Mathematiker, Physiker und Astronom einige Fragen stellen. Ich beschränkte mich dabei auf die astronomischen Bereiche.

„Wie sind Sie zu einem solchen Genie geworden? Oder waren Sie schon immer so begabt? Erzählen Sie…“

„Ich bin in Florenz geboren und meine Eltern waren sehr arm. Mein Vater hatte mathematische Kenntnisse, weil er Musiker und Musiktheoretiker war. Von ihm lernte ich nicht nur die systematisch-experimentellen Untersuchungen in Kombination mit straff mathematischer Formulierung, sondern auch den Widerstand gegen uralte Tatsachen. Ich wurde erst von meinem Vater aus zu einem Medizinstudium geschickt. Aber ich brach ab und studierte stattdessen Mathematik. Durch meine mathematischen Anwendungen und ersten Entdeckungen bekam ich Aufmerksamkeit. Ich führte z.B. am schiefen Turm von Pisa (dort war übrigens mein Studienplatz) die Experimente zu den Fallgesetzen durch. Bereits mit 25 Jahren wurde ich Professor. Später wurde ich das auch in Padua.“

„Gut, ich möchte von Ihnen aber nun speziell etwas von Ihren astronomischen Erfahrungen wissen.“

„1609 war ein aufregendes Jahr für mich. Es war am 21. August als ich vor sieben venezianischen Patriziern, der Vorsitzende war Antonio Priuli, das von mir verbesserte Fernrohr vorstellte. Ich habe es verschwiegen, dass die eigentliche Erfindung aus Holland stammte.

Es war ein ungefähr 60cm langes Rohr aus Weißblech. Es hatte eine Konvex- und Konkavlinse.

Die Leute sahen entfernte Gegenstände so nah und so deutlich. Sie waren fasziniert. Ich habe das Fernrohr vor der Vorstellung der Signora, der Ratsversammlung von Venedig geschenkt. Sie ernannten mich dafür zum ordentlichen Professor für Mathematik und das für immer. Noch dazu haben sie mein Gehalt verdoppelt.

1610 machte mich dann der Großherzog von der Toskana zum ersten Mathematiker und Philosophen. Aber noch mal zurück zum, wenn auch unerfreulichem Jahr 1609.“

„Warum unerfreulich?“

„Nun ja, in diesem Jahr sind die Theorien über die Bewegungen der Planeten um die Sonne von Kopernikus erschienen. Ich übernahm dieses Modell und bin in das Visier der Inquisitoren geraten.“

„Was ist die Inquisition?“

„Das war zu meiner Zeit (Mittelalter) das katholische Ketzereigericht. Deshalb bin ich 1611 nach Rom gereist, um die kirchliche Oberbehörde von der Richtigkeit des heliozentrischen Weltbildes zu überzeugen. Vergebens.“

„Was heißt heliozentrisch?“

„Das heißt, dass die Sonne der Mittelpunkt ist. Also, bewegen sich die Planeten um die Sonne und nicht wie die Kirche glaubt, dass sich alles um die Erde dreht.

 

Ich habe mittels meines Fernrohrs den Himmel beobachten können. So konnte ich auch die Mondoberfläche beschreiben, die mir wie ein Gebirge vorkam. Ich habe außerdem Sonnenflecken, Saturnringe und vier Jupitermode entdeckt und all das stimmte mit dem kopernikanischen Modell überein.

Ich habe es gewagt dem Benedikter Castelli einen Brief zu schreiben, in dem drin stand, wie ich mir das Verhältnis der Bibel zum heliozentrischen System vorstelle. Ich forderte sie dazu auf, die Bibel neu zu interpretieren. Es gab viel Streit. Dann, 1616, verboten sie mir meine gesamte Lehre. Und ich hielt mich auch daran. Ich schrieb auch dem Papst Urban VIII. von meinem Wissen und versuchte ihn zu überzeugen. Aber nichts bewegte ihn dazu. 1632, Sie sehen, es verging eine Menge Zeit, veröffentlichte ich den „Dialogo sopra i due massimi sistemi“. Darin diskutieren Vertreter beider Weltbilder. Die kopernischen Argumente sind selbstverständlich die stärkeren. Daraufhin wurden all meine Schriften verboten und in einem Prozess zwang mich das Ketzergericht zum Widerruf. Das war 1633 in Rom. Ich habe es widerrufen, obwohl mir bewusst war, dass dies an der Tatsache nichts ändert.“

„Können Sie mir eine Ihrer Entdeckungen genau erläutern?“

„Ja natürlich. Das Ringsystem habe ich mit „meinem“ ersten Teleskop 1610 entdeckt. Ich deutete sie als Henkel.“

Der holländische Astronom Christiaan Huygens beschrieb sie 45 Jahre später richtig: „Der Saturn ist von einem dünnen flachen Ring umgeben, der ihn nirgends berührt und der zur Ekliptik geneigt ist.“ Heute weiß man, dass es mehrere Ringe sind. Sie werden von innen nach außen mit Buchstaben beschrieben: D, C, B, A, F, und G. erst durch Raumsonen erkannte man, dass die Ringe Lücken zeigen und sich in noch viel kleinere und engere Unterringe aufteilen. Die Ringe bestehen vor allem aus Eisbrocken, Gestein und gefrorenen Gasklumpen. Sie umkreisen den Planeten.

Dass er es nicht sehr genau erläuterte und dass nach ihm noch so viel am Saturn(-Ring) entdeckt wurde, verriet ich ihm nicht. Ich beließ es bei dieser kurzen Antwort und stellte die nächste und letzte Frage: „Was haben Sie nun alles Astronomische entdeckt? Fassen Sie bitte zusammen.“

„Nun ja. Ich entdeckte, dass hinter der Dreigestalt des Saturns ein Ring ist, ich entdeckte die vier Phasen der Venus, ich habe erkannt, dass die Milchstraße aus Einzelsternen besteht. Ich habe eine Methode zur Parallaxenbestimmung vorgeschlagen. Unter Parallaxe versteht man die scheinbare Veränderung des Standortes von einem Objekt, wenn der Beobachter seinen eigenen ändert. Ich erkläre es mal ganz einfach. Wenn Sie Ihre Hand vor Augen halten und abwechselnd zwinkern, so scheint es als ob sich ihre Position ändert. Die Beobachter sind die Augen, die eine bestimmte Strecke voneinander entfernt sind.“

Heute wird die Parallaxe zur Messung von Entfernungen der nahe liegenden Sternen genutzt. Die Basislinie ist der Durchmesser der Erdbahn. Der Umlauf ändert die scheinbare Sternposition in Form von einer Ellipse. Die Form hängt von dem Winkel ab, um den der Stern von der Ekliptik absteht. Die Parallaxe ist der Winkel, unter dem der Radius der Erdbahn vom Stern aus erscheint. Die Parallaxenmessung schaffte erst 1838 Friedrich Wilhelm Bessel. Aber ich schweige wieder, um ihn nicht zu verwirren.

„… dann versuchte ich noch das Längenproblem mittels der Jupidermonde zu lösen. Ich bestand auf eine strenge mathematische Beschreibung der Naturgesetze, aber befolgte auch die eingeforderte experimentelle Methode von Francis Bacon.“

Dieses Längenproblem zu lösen, setzte Ole Römer fort. Er ermittelte auch grob die Ausbreitungsgeschwindigkeit des Lichtes. So richtig gelang die korrekte Messung der Lichtgeschwindigkeit aber erst Fizeau.

„Naja, auf jeden Fall fand ich heraus, dass der Planet Jupiter Monde besitzt, die um ihn kreisen. Das war ein Beispiel dafür, dass die Erde nicht als einzigstes Zentrum aller Dinge ist. Es musste also mindestens ein zweites im Universum geben. Ich versuchte als erster die Lichtgeschwindigkeit zu berechnen und zu messen, aber es kam kein sinnvolles Ergebnis heraus. Wie auch, ich habe zwei Beobachter aufgestellt. Der eine macht seine Lampe frei und der andere misst die Zeit bis er das Licht sieht. Diese Zeit war wirklich sehr kurz.“

Ich hatte ihn zwar nur um eine Zusammenfassung gebeten, aber ich ließ ihn ausreden. Er ist ja auch wirklich schon sehr alt. 78 Jahre! Ein erstaunliches Alter für diese Zeit. Deshalb beschloss ich es für heute gut sein und ihn weiter ruhen zu lassen. So verabschiedete ich mich von ihm und seinem sehr interessantem Gespräch und für mit der Zeitmaschine wieder zurück nach Hause.

Josephine Koch

Quellen:

- Galileo Galilei & das Sonnensystem, Paul Strathern, übersetzte englische Originalausgabe 1997; Fischer Taschenbuchverlag GmbH

- Galileo Galilei, Ernst Schmutzer/ Wilhelm Schütz, 6. Auflage - Leipzig 1989)

- http://de.wikipedia.org/wiki/Galileo_Galilei#Astronomie

- http://www.planet-wissen.de/pw/Artikel,,,,,,,D03EC92ECF7247D1E030DB95FBC32561,,,,,,,,,,,,,,,.html

- www.lexikon.freenet.de/galileo

- www.astro.uni-bonn.de