Die verlorene Gleichung

„Die verlorene Gleichung“ von Marc Petit

 

Marc Petit nimmt den Leser in seinem Buch „Die verlorenen Gleichung“ auf eine sehr ausführliche Spurensuche mit.

Als sich die deutschen Truppen im Sommer 1940 dem Vogesendorf Houseras nähern, erschießt sich Wolfgang Döblin, der Sohn des Autors von Berlin Alexanderplatz, als Soldat der französischen Armee. Sein Vater, dem die Flucht in die USA gelingt, erfährt erst nach dem Krieg von seinem Tod. Und es dauert noch viele Jahre, bis man in der Akademie der Wissenschaften in Paris auf einen Umschlag stößt, den der Mathematiker kurz vor seinem Tod dorthin verschickt hat. Der Inhalt offenbart die Lösung für die berühmte Gleichung des Mathematikers Kolmogorow und entpuppt sich so als einer der wichtigsten Beiträge zur Wahrscheinlichkeitsrechnung.

Das Buch ist eine sehr genaue Beschreibung historischer Tatsachen. Petit kam 2001 zu der Geschichte, als bekannt wurde das Wolfgangs Bruder Claude den Umschlag, der seit sechzig Jahren in der Akademie der Wissenschaften lag, geöffnet hat. Er beschäftigte sich näher damit und kam so dazu dieses Buch zuschreiben. Ab da begann eine Spurensuche: Er las den Umschlag selber, befragte den Bruder Claude. Diese Spurensuche umfasst bis auf die ersten fünfzig Seiten das ganze Buch. Er schreibt aus seiner eigenen Perspektive auf, was er getan hat um an neue Informationen zu kommen. Für Mathematik- Historik- Begeisterte ist diese Buch perfekt, im kleinsten Detail findet Petit zusammenhänge, stellt Vermutungen auf, versucht diese zu bestätigen. Er beschreibt das Heft in das die Lösung geschrieben wurde, wo Wolfgang es gekauft hat, usw. Das ist manchmal interessant, manchmal langweilig und nach längerer zeit war es für mich zu zäh. Das ist aber meine Meinung. Es war nicht unbedingt mein Typ von Buch, so dass das Buch einem anderen Rezensenten deutlich besser gefallen könnte. Sehr beeindruckend fand ich das der Autor immer wieder den Bogen zurück zu Wolfgangs letzten Stunden spannt, was er sich dort gedacht hat, warum es zu seinem Tod kommen musste und was er für ein Typ war. Allgemein geht er trotz der Tatsachenforschung immer wieder auf die Personen ein. Auch Alfred Döblin, bzw. die gespannte Beziehung zu Wolfgang, ist ein Thema. Man könnte fast denken er wollte nichts offen lasen im Leben dieser Genies, als wollte er auf alles eine Antwort finden. Bei so einer Spurensuche kann der Autor sich nur damit begnügen, die historische Wirklichkeit dramaturgisch ins wirkungsvollste Licht zu rücken, dass macht er gut. Ich würde es interessant finden wenn diese Spurensuche noch mal in einem richtigen Roman mit historischen Hintergrund verpackt werden würde. Wie es sich dann lesen würde, ob man dann noch genau so viel erfahren würde oder ob das Buch fesselnder wäre.

Dieses Buch ist eine Spurensuche, ein Doppelporträt und ein Versuch eine gestörte Vater-Sohn- Beziehung zu entspannen.

 

Titel: Die verlorene Gleichung

Autor: Marc Petit

Seitenzahl: 396, mit Bildern

Einband: Gebunden, mit Umschlag

Preis: ca. 25 €

ISBN-13: 9783821857497

ISBN-10: 3821857498