Venusmissionen

Venusmissionen

Obwohl die Venus der Erde näher liegt, als der Mars, gab es zum Mars mehr Erkundungsmissionen als zur Venus. Dies liegt hauptsächlich daran, das man schon früh feststellte, das die Venus ein unwirtlicher Planet ist. Auf der Venus herrschen Oberflächentemperaturen von bis zu 480 Grad Celsius bei einem Druck von 90 Bar. Ausserdem ist die Venus von einer dicken Wolkenschicht überzogen.
Mitte der sechziger Jahre verloren die Amerikaner das Interesse an der Venus, da klar war, das man diese nicht so einfach würde erforschen können. Mitte der Achtziger Jahre hingegen, als das Radar ausgereift war, konnte man Sonden auch zur Venus schicken. Die Russen waren bei ihren Venusmissionen weitaus erfolgreicher, als bei ihren Marsmissionen.
Die Reise zur Venus dauert ungefähr 4 Monate für einen schnellen Vorbeiflug. Ein Startfenster öffnet sich ungefähr aller 19-20 Monate.

Venussonden

 

Sputnik 7 (4.2.1961)

 

Die Russen waren auch bei der Erforschung der Venus die Ersten. Sie bauten zwei identische Sonden, damit wenigstens eine ankam, sollte es einen Ausfall geben. Und der kam auch prompt. Kurz nach dem Zünden der dritten Brennstufe, fiel diese aus und die Kapsel strandete im Orbit. Um den Misserfolg zu vertuschen, wúrde die Mission von Venera 1 in Sputnik 7 umbenannt.

 

Venera 1 (12.2.1961)

 

Kurz darauf startete die Schwestersonde Venera 1. Die Sonde wurde auf Kurs gebracht. Das Programm wurde nicht bekannt gegeben, doch man sagte, die Sonde diene der Erforschung des Raumes und dem Test der Datenübertragung aus großer Entfernung. Doch am 19.2.1961 brach die Datenübertragung aus 2 Millionen km ab. Doch dadurch war ein neuer Rekord bei der Übertragung von Daten aus dem All aufgestellt. Die tote Sonde passierte die Venus am 20.5.1961

 

Mariner 1 (22.7.1962)

 

Ein Jahr nach den Russen starteten auch die Amerikaner ihre erste Sonde zur Venus. Doch auch diese kam vom Kurs ab und wurde 290 Sekunden nach dem Start gesprengt.

 

Sputnik 19 (25.7.1962)

 


Als sich das nächste Startfenster für die Russen öffnete, sendeten sie gleich drei Sonden zur Venus. Doch sie wussten, dass die Amerikaner gleichzeitig ihr Marinerprogramm laufen hatten. Deswegen wollten sie unbedingt vor den Amerikanern auf der Venus landen. Doch die Sonde fiel 45 Minuten nach dem Z6uuml;nden der Drittstufe aus.

 

Mariner 2 (27.8.1962)

 


Die Schwestersonde von Mariner 1 schaffte den Durchbruch. Sie fiel zwar auf dem Flug zur Venus mehrere male aus, und es dauerte mehrere Stunden, um wieder Kontakt mit ihr herzustellen, doch am 14.12.1962 umkreiste sie die Venus und schickte Messdaten an die Erde. Sie stellte fest, dass die Venus eine 60 km dicke Wolkenschicht hatte und 405 Grad Celsius heiss war. Von nun an war die Venus für die NASA nicht mehr interessant.

 

Sputnik 20 (1.9.1962)

 


Da auch diese Sonde nicht weit kam, weil diesmal die vierte Brennstufe überhaupt nicht zündete, wurde sie auch in Sputnik umbenannt. Dies geschah, um die westlichen Beobachter nicht um die gescheiterten Venusmissionen wissen sollten.

 

Sputnik 21 (10.9.1962)

 


Auch bei diesem Start der Russen versagte die dritte Stufe. Diese galt damit als völlig unausgereift, doch die nächsten Starts standen schon im Kalender.

 

Kosmos 27 (27.3.1964)

 


Auch dieser Start misslang, da die Oberstufe in die falsche Richtung zündete. So verglühte die Sonde.

 

Sond 1 (2.4.1964)

 


Über Sond 1 wurde nur bekanntgegeben, dass die der Erforschung des Raumes diente. Doch sie wurde wohl falsch ausgerichtet, denn sie flog nicht an ihr Ziel. Man geht davon aus, das diese Sonde zur Venus fliegen sollte, denn sie startete im Venusstartfenster von 1964. Sond 2 und 3 wurden zur Marserforschung eingesetzt. Ab Sond 4 dienten sie unter dem Namen Sojuskapseln der Mondumrundung.

 

Venera 2 (12.11.1965)

 


Venera 2 diente zur Umrundung der Venus, was auch gelang. Es wurden Messdaten der Venus erstellt, doch diese wurden nicht zur Erde geschickt, weil die Kommunikation versagte.

 

Venera 3 (16.11.1965)

 


Die Schwestersonde war als Lander ausgelegt, die auf einen "Bus" ohne Experimente aufgesetzt war. Wahrscheinlich war dieser Bus mit der von Venera 2 identisch nur wurde anstatt Experimenten eine Landekapsel mitgeführt. Jedoch auch hier versagte die Kommunikation vor des Erreichen des Planeten. Eventuell war auch die Sonde auf Venera 2 zur Datenübertragung angewiesen, obgleich mitgeteilt wurde der Bus enthalte die notwendige Kommunikationseinrichtung. Aufgrund der Bahnverfolgung konnte jedoch gezeigt werden, das die Sonde am 1.3.1966 nur 450 km vom geplanten Landeort in die Atmosphäre eintrat. Immerhin funktionierte also die Navigation, nur mußte auch eine Sonde mal funktionsfähig bei der Venus ankommen...

Kosmos 96 (23.11.1965)

 


Ein weiteres Sondenpaar sollte am 23 und 26.11 starten. Doch die erste Sonde scheiterte wiederum an der Block L Oberstufe. Die zweite Sonde wurde am 26.11 nicht mehr gestartet, weil es Probleme mit der Rakete gab und man das Startfenster nicht mehr ausnützen konnte. Ob die Sonde im nächsten Startfenster startete oder nicht ist bis heute nicht geklärt. Kosmos 96 war als Vorbeiflugsonde vorgesehen.

Venera 4 (12.6.1967)

 

Mit dieser neuen Sondengeneration nutzten die Sowjets nun die volle Kapazität der Molnja Trägerrakete. Auf eine getrennte Vorbeiflug/Landerkombination wurde verzichtet, stattdessen transportierte man nur eine Landesonde von 380 kg Masse mit einem Bus zur Venus. Was man jedoch nicht wußte war wie der Oberflächendruck der Venus war. Venera 4 war auf 7.2 Bar ausgelegt. Ein Druckausgleich war wegen der schon bekannten hohen Oberflächentemperaturen nicht möglich. Niemand auf der Erde konnte sich wahrscheinlich vorstellen, das es eine Atmosphäre mit einem Bodendruck geben würde der so groß wie ein 900 m dicke Wasserschicht ist und zentimeterdicken Stahl als Schutz erfordert. Dieses mal schien jedoch das Glück der Sowjetunion hold : Am 18.10.1967 tauchte die Landekapsel mit 11,35 km/s in die Atmosphäre ein und übertrug 96 min lang (die Batterien waren für 100 min ausgelegt) Daten über die Atmosphäre und ihre Zusammensetzung bis zu einer Höhe von 25 km über dem Boden bei einem Druck von 17.6 Bar. Die Sonde hatte über die volle Betriebsdauer gearbeitet und zwar nicht den Boden erreicht aber doch die gewünschten Daten geliefert. So wurde die Mission als voller Erfolg gefeiert und man plante für das nächste Startfenster mit kleineren Fallschirmen die Oberfläche zu erreichen, bei dieser Mission war die Sinkgeschwindigkeit mit 3 m/s zu gering um den Boden zu erreichen. Außerdem war wohl der Druck am Boden noch höher als gedacht.

Mariner 5 (14.6.1967)

 

Mit dieser Sonde zeigte schon das Desinteresse der USA an der Venus. Anders als alle anderen Planetensonden bis 1989 war dies eine einzelne Sonde. Genauer gesagt war es ein Ersatzgerät der Mariner 4 Sonde, das mit etwas anderen Instrumenten mit einer Atlas Agena D zur Venus geschickt wurde. So wurde auf das TV System verzichtet und nur Instrumente zur Messung von Teilchen, Strahlen, UV und Radio Emission installiert. Die 245 kg schwere Sonde erreichte die Venus am 19.10.1967 und passierte die Venus in 3990 km Abstand. Man erhielt eine grobe Zusammensetzung der Atmosphäre, eine falsche Temperatur von 267 °C für den Boden und eine recht genaue Bestimmung der Venusmasse. Es sollte die letzte amerikanische Venusmission für die nächsten 11 Jahre werden. Das wichtigste Ergebnis war aber ein grobes Druckprofil der Atmosphäre das es erlaubte den Bodendruck auf ca 90 Bar zu schätzen - Ein Wert der aber von vielen Fachpersonen als unrealistisch hoch eingeschätzt wurde. Dies sollte sich bei den nächsten sowjetischen Sonden noch rächen.

Kosmos 167 (17.6.1967)

 


Die Schwestersonde von Venera 4 mit einer Masse von 1106 km strandete wie viele andere im Erdorbit. Als Fehler wurden Probleme bei der Verkabelung und der pyrotechnischen Abtrennung der Oberstufe von der dritten Stufe angegeben. Sie erreichte nur einen 211 x 264 km Orbit.

Venera 5 (5.1.1969)

 

Da der Flug von Venus 4 so erfolgreich war, übernahm man für das nächste Startfenster den Bus unverändert, verstärkte aber die Landekapsel und lösten diese vom Fallschirm ab, da man nun wußte das die Venusatmosphäre so dicht war das die Sonde im freien Fall auf die Venus gelangen konnten. die Sonde wog 1128 kg, wovon 405 kg auf die Landekapsel entfielen. Fallschirm und Landekapsel waren auf 500°C Außentemperaturen ausgelegt. Während 53 min des Fallschirmabstiegs funkte die Sonde Daten bis zu einer Höhe von 23 km Höhe über Grund bei einem Druck von 27 Bar. (Die Sonde war auf 30 Bar ausgelegt). Venera 5 wurde nicht der Druck zum Verhängnis sondern die Tatsache, das die Sonde in den 53 min wiederum nicht tief genug in die Atmosphäre eingedrungen war. Denn auch Venus 6 sandte nur für 51 min Daten, drang aber tiefer in die Atmosphäre.

Venera 6 (10.1.969)

 


Mit Venera 6 gelang nun endlich ein Doppelstart zur Venus. Die Sonde tauchte am 17.5.1970 in die Atmosphäre ein und blieb während 51 min nach Abwurf des Fallschirms funktionsfähig. Dann hatte die Sonde in 6-12 km Höhe ein Druckniveau von ca 50 Bar erreicht und wurde zerstört. Trotzdem war den Sowjets erstmals eine Doppelmission geglückt und man konnte nun für die nächste Mission mit höheren Drucken planen.

Venera 7 (17.8.1970)

 


Nochmals im Gewicht gesteigert wogen nun die Venera Sonden 1180 kg. Das zusätzliche Gewicht erlaubten es nun die Sonde auf 180 Bar und 530°C auszulegen. Der Aufbau dürfte sonst dem seit Venera 4 bewährtem geglichen haben. Ein besseres Flugregime erlaubtes diesmal auch als erster Raumsonde funktionsfähig die Oberfläche der Venus zu erreichen.
Am 15.12.1970 tauchte die Sonde in die Atmosphäre ein, in 60 km Höhe übernahm ein Fallschirm die Abbremsung, der später abgeworfen wurde. Um 6:34 MEZ wurde der Boden erreicht und die Sonde sandte noch 23 min. lang schwache Signale zur Erde. Ein Oberflächendruck von 90 Bar und 475 Grad wurden gemeldet. Damit war der Sowjetunion geglückt unter schwierigsten Umweltbedingungen eine Sonde wenigstens kurze Zeit funktionsfähig auf der Oberfläche abzusetzen.

Kosmos 359 (22.8.1970)

 


9 Jahre nach dem Erststart war offensichtlich immer noch nicht die Oberstufe Block L der Molnja ausgereift. Denn auch diese Sonde strandete in einem 171 x 908 km Orbit, als durch einen Spannungsabfall nach 25 sec der vorzeitige Brennschluss der Block L Oberstufe erfolgte. So flog Venera 7 als Einzel- anstatt Doppelmission..

Venera 8 (27.3.1972)

 

Beim nächsten Startfenster wurde eine nochmals verbesserte Generation von Venussonden gestartet. Bei 1184 kg Masse war nun der Lander 495 kg schwer und nur noch auf 120 Bar ausgelegt, da man ja nun den Oberflächendruck kannte. Weitere Modifikationen sind nicht bekannt doch dürften das eingesparte Gewicht der Druckhülle in eine bessere Isolation geflossen sein, denn Venera 8 konnte nun 50 min lang Daten vom Boden übertragen, hinzu kamen die Daten ab einer Höhe von 55 km über Grund. Der Bodendruck von 90 Bar und Temperaturen von 470 Grad konnten bestätigt werden. Damit konnte man an eine neue Generation von Ländern gehen, die diese in den Schatten stellen würden.

Kosmos 482 (31.3.1972)

 


Auch Venera 8 sollte eine unfreiwillige Einzelmission werden, denn wiederum schaltete sich der Block L zu früh ab durch einen Zeitgeberfehler. Die Sonde strandete nach 125 sec Brennzeit in einem 204 km x 9876 km Orbit.

Mariner 10 (3.11.1973)

 

Das 1973 er Startfenster nutzten die Amerikaner für eine Mission deren eigentliches Ziel der Merkur war. Mariner 10 setzte als erste Sonde die Swing By Technik ein um diesen Planeten zu erreichen.
Ohne die Venus wäre mit der Atlas Centaur Trägerrakete nur eine halb so schwere Sonde möglich gewesen, da man für einen Merkurflug fast dieselbe Geschwindigkeit wie zum Jupiter benötigt. Mariner 10 war nur 98 Mill $ teuer, da man große Teile wie z.B. den Bordcomputer von den Mariner 8+9 Sonden übernommen hatte.

Trotzdem nutzte man den Vorbeiflug zur Venus um auch mehr über diese zu erfahren. Erstmals hatte eine Sonde eine Kamera an Bord und mittels eines UV Filters liessen sich auch eindrucksvolle Aufnahmen der Venusatmosphäre machen und ihre Strömung studieren. Weiterhin konnte ein UV Spektrometer die Atmosphärenzusammensetzung für Spurengase absichern. Die weiteren Experimente für Magnetfelder, Teilchen und Strahlung lieferten bei Venus keine aussagekräftigen Daten. der Planet verfügte nur über ein kleines Magnetfeld. Die 526 kg schwere Sonde lieferte rund um den 5.2.1974 etwa 4000 Bilder der Venus. Diese Datenfülle wurde durch die erstmalige Benutzung des X-Bandes und dadurch hohe Datenraten von 117200 Baud ermöglicht. Sie passierte die Venus am 5.2.1974 in 5800 km Entfernung und gelangte daraufhin zum Merkur. Nachdem dieses Rendezvous so gut geklappt hat beschloss die NASA auch die auf dem Wege zum Jupiter befindliche Pioneer 11 Sonde so an Jupiter vorbei fliegen zu lassen, das sie im September 1979 den Saturn erreichen würde.

Venera 9 (8.6.1975)

 

Nachdem man das 1973 Startfenster ausgelassen hatte zeigte sich bei den nächsten Sonden, das die Sowjets sonden ganz anderen Kalibers planten als die Amerikaner. Die neuen Sonden waren nun annähernd 5 t schwer und wurden mit der Proton gestartet, die zwar auch anfangs viele Fehlstarts hatte aber inzwischen ausgereift war. Fürderhin blieb das Venusprogramm von gestrandeten Kosmos Satelliten verschont. Den Anfang machte die 4936 kg schwere Venera 9 Sonde. Nachdem die Bedingungen am Boden bekannt waren gin g man daran einen Lander zu konstruieren der nicht nur Atmosphärendaten liefert sondern auch am Boden Untersuchungen durchführen kann. Auch wurde nun erstmals ein Orbiter eingesetzt, der im Falle von Venera 9 am 22.10.1975 eine Bahn von 1510 x 112200 km erreichte bei einer Umlaufzeit von 2 Tagen. Die Orbiter selbst übermittelten Aufnahmen der Venus die in etwa in Detailreichtum mit denen von Mariner 6+7 vergleichbar sind. Weitere Instrumente betrafen die Untersuchung von Teilchen, Gamma Strahlen und UV Strahlung durch Polarimeter und Photometer, wobei auch ein französisches Instrument eingesetzt wurde.

Die Lander sandten ab 50 km Höhe Daten und wurden zuerst über Fallschirme abgebremst und flogen dann im freien Fall. Die restliche Energie wurde durch ein Knautschsystem aufgefangen. Erstmals wurde ein grob auflösendes Panoramabild zur Erde gesandt. Weitere Instrumente waren ein Gaschromatograph zur Untersuchung der Atmosphäre, eine Probensammler und Bohrer zur Untersuchung der physikalischen Struktur der Oberfläche. Auch ein Seismometer arbeitete. lieferte aber erwartungsgemäß in der kurzen Zeit keine Daten. Vor der Landung war die Gerätesektion auf -10 Grad Celsius gekühlt worden, so arbeitete Venera 9 länger als jede Raumsonde vorher auf dem Planeten : 53 min.

Venera 10 (14.6.1975)

 

Auch die Schwestersonde von Venera 9 war erfolgreich. Da beide Sonden identisch instrumentiert waren beschränke ich mich nur auf die Unterscheide. Für Venera 10 wurde eine etwas größere Startmasse von 5033 kg angegeben. die Sonde erreichte die Venus am 25.10.1975. Die Lander wurden in beiden Fällen 2 Tage vor erreichen des Orbits abgetrennt. Venera 10 schwenkte in einen 1610 x 113900 km Orbit ein, und der Lander arbeitete diesmal sogar 65 min auf dem Boden.
Die Bilder trafen nach ca 15 min auf der Erde ein, sie zeigten wie bei Venera 9 eine sehr glatte, basaltische Landschaft. Mit dieser Mission konnten die Sowjets zufrieden sein. Nicht nur das sich die bisher gestarteten Sonden gelohnt hatten, nein die sowjets hatten auch vor Viking die ersten Aufnahmen der Oberfläche eines anderen Planeten gemacht, wenn auch nur relativ undeutlich. Gemessen an der Umgebung (Druck wie in 900 m Wassertiefe Temperaturen bei denen Zinn und Blei schmelzen) war das Überleben einer Sonde über eine Stunde eine enorme technische Leistung. Venera 9+10 führten auch die erste RADAR Kartierung der Venus durch, allerdings auf eine ungewöhnliche Weise : Die Raumsonde sandte die RADAR Strahlen auf die Venus, die Echos wurden jedoch auf der Erde empfangen. immerhin ist damit auch der Teil der Venus erfassbar der von der Erde aus nur schwer beobachtbar ist wie z.b. die höheren Breiten.

Pioneer-Venus 1 (20.5.1978)

 

Die nächste Venus Mission der Amerikaner entstammte nicht dem Mariner sondern dem Pioneer Programm. Während die Mariners Planetensonden mit 3 Achsenstabillisierung handelte, waren die Pioneers einfachere Sonden, drallstabilisiert, die meisten von Ihnen untersuchten den interplanetaren Raum. Pioneer Venus war eine sehr einfache 582 kg schwere Sonde. Nach dem Eintritt am 4.12.1978 in eine 250 x 66000 km hohe 24 Stunden Bahn wog sie noch 372 kg. Sie hatte die Aufgabe mit einem einfachen Photopolarimeter im fernsten Punkt der Bahn eine Aufnahme zu machen, mit verschiedenen Teilchen und Strahlungsdetektoren die Venus zu untersuchen und mit Radiometer und Spektrometer die Zusammensetzung der Atmosphäre weiter zu untersuchen. Insgesamt 12 Experimente im Gesamtgewicht von 45 kg waren an Bord. Den relativ frühen Start hatte Pioneer Venus 1 dem Umstand zu verdanken, das er möglichst wenig Treibstoff zum Einbremsen benötigen sollte, so wurde er auf eine energiesparende Bahn mit langer Reisezeit geschickt.
Das wichtigste Instrument war aber ein einfaches RADAR Gerät mit einer nur 38 cm großen Antenne. Damit waren zwar nur Karten mit ca 16-20 km Auflösung möglich (Mit der selben Auflösung wäre eine Aufnahme der Bundesrepublik z.B.,. so detailreich wie ein 32 Punkte Icon) aber gegenüber erdgebundener Kartierung mittels RADAR war es schon ein Fortschritt. Die Mission sollte 8 Monate arbeiten, wurde aber bis der Treibstoff im Mai 1992 aufgebraucht war, danach fiel der venusnächste Punkt immer weiter ab und am 8.10.1992 verglühte der Pioneer Venus Orbiter - nach fast 14 Jahren Betriebs. Er lieferte 500 Aufnahmen sowie eine Karte der Venus mit 96 % Abdeckung, aber auf Spektren von Kometen wie Halley.

Pioneer Venus 2 (8.8.1978)

 

Die zweite Sonde sollte gleich 4 Landesonden auf der Venus absetzen. Allerdings galt das Hauptaugenmerk der Untersuchung der Atmosphäre. Man erwartete nicht das eine Sonde die Landung längere Zeit überstehen würde und verzichtete auf einen Fallschirm. Der Bus der 3 einfache Experimente hatte wurde vom Orbiter übernommen Er trennte 13 Millionen km vor der Venus 24 Tage vor Ankunft die Sonden ab und verzögerte dann seine Geschwindigkeit, so das er 87 min nach diesen in der Atmosphäre verglühte. Abgesetzt wurden 3 kleine Sonden à 90 kg und eine schwere mit 316 kg. Das Gesamtgewicht betrug 904 kg. Die Sonden untersuchten direkt durch Massenspektrometer und Gaschromatographen die Atmosphäre, maßen die Sichtbarkeit, Temperatur, Partikelgröße in den Wolken und das durchscheinende Sonnenlicht. Der Abstieg dauerte jeweils etwa 50 min. Wider Erwarten überlebte jedoch eine der kleinen Sonden den Aufprall und sandte vom Boden noch 67 min lang Daten zur Erde. Obgleich 3 Monate nach Pioneer Venus 1 gestartet erreichte die Sonde die Venus 5 Tage nach dem Orbiter am 9.12.1978.

Venera 11 (9.9.1978)

 


Venera 11 und 12 waren nach Venera 9+10 die zweiten großen Lander der Sowjetunion. Diesmal jedoch mit 4715 kg etwas leichter. Unklar ist ob deswegen kein Kamerasystem mitgeführt wurde oder dieses nur ausfiel. Venera 11+12 übermittelten auf jeden Fall keine Bilder wie Venera 9+10. Auch ob es diesmal einen Orbiter oder nur einen vorüberfliegenden Bus gab ist nicht bekannt. Bahnelemente eines Orbiters wurden zumindest nicht veröffentlicht.
Vieles spricht dafür, das die Auslegung der Mission von Venera 11+12 eine andere als bei den vorhergehenden Sonden war, so wurde ein Massenspektrometer mitgeführt, das die Pioneer Venus Ergebnisse die zur gleichen Zeit gewonnen wurden bestätigte. Auch konnten Blitze und Donner nachgewiesen werden. Beide Sonden lieferten keine Aufnahmen, da die Objektivdeckel der Kameras in der Hitze schmolzen.
Am 25.12.1978 landete Venera 11 und überlebte nun schon 95 min. Messungen begannen ab 47 km Höhe, von da aus dauerte der Abstieg ohne Fallschirm aber immer noch eine Stunde, und die Sonde landete mit 7-8 m/s (Auf der Erde entspricht dies einem Fall aus 6 m Höhe).

Venera 12 (14.9.1978)

 


Die identisch instrumentierte Schwestersonde landete 4 Tage Früher, schon am 21.12.1978 und stellte den bis heute gültigen Überlebensrekord auf der Venus auf : 110 min. An Bord der Busse von Venera 11+12 befanden sich wiederum ausländische Experimente aus Österreich und Frankreich, die den Sonnenwind studierten.

Venera 13 (30.10.1981)

 

Nach wiederum 3 weiteren Jahren folgten die bis jetzt ausgeklügelten Lander der Sowjetunion. Obgleich die Sonden mit 4000 kg Startmasse erheblich leichter als ihre Vorgängen waren (4500-5000 kg). Der Bus diente wiederum als Relaisstation. Die Lander verfügten über zwei bemerkenswerte Systeme : Eine Farbkamera mit guter Auflösung die innige Aufnahmen zur Erde sandte die eine sehr flache, glatte Oberfläche zeigten und ein Probenentnahmesystem welches eine Probe ins innere beförderte wo sie durch ein Röntgenflureszenzspektrometer auf ihre chemische Zusammensetzung untersucht wurde.

Letzteres ist bei einem Außendruck von 90 BAr und 450 Atmosphären kein leichtes Unterfangen zumal nur wenige Minuten Zeit zur Verfügung standen.

Beide Landesonden hatten eine Design "Lifetime" von 32 min und übertrafen Sie um ein vielfaches. Ein Gerät zur Messung der physikalischen Eigenschaften der Oberfläche nahm allerdings den Objektivdeckel mit und lieferte so nur Daten des Deckels....

Venera 13 landete am 1.3.1983 und überlebte 107 min. Die Analyse der Bodenprobe zeigte das sie in etwa dem Gestein entspricht das in der Erde in 60-80 km Tiefe vermutet wird. Klar wurde die Ursache als man 10 Jahre später auf Aufnahmen von Magellan entdeckte das die gesamte Oberfläche mit Mantelgestein wohl vor ca 500-600 Millionen Jahren überflutet worden sein muß.

Venera 14 (4.11.1981)

 

Die Schwestersonde startete 5 Tage später und landete auch 4 Tage später. In einem etwas tieferen Gebiet als Venera 13 bei 3 Bar höherem Druck und 9 Grad höherer Temperatur überlebte der Lander 57 min.
Die Ergebnisse von Venera 13 wurden bestätigt, die Bilder der Landestelle sahen noch mehr als die bei Venera 14 aus wie auf einem Lavafeld.

Mit dieser Sonde endete die Ära der Venus Lander. Schlussendlich hatte man viel erreicht und mehr wäre nur mit einer kontinuierlich arbeitenden Station möglich. Die Sowjetunion wandte sich dem Vorhaben zu die Venus zu kartieren - Ein Plan den man auch in den USA verfolgte, dort war aber die politische Situation gegen neue Planetensonden. So konnte die SU mit Venera 15+16 eine neue Erstleistung in der Venusforschung schreiben. Venera 14 blieb aber die letzte Sonde die auf der Venus landete.

Venera 15 (2.6.1983)

 

Die beiden nächsten Sonden nahmen vorweg was auch die USA Ende der 70 er Jahre für 1983 unter dem Namen VOIR planten, aber dann nicht durchsetzen konnten : Die Kartierung der Venus mittels Seitenansichtsradars. Diese Technologie sendet den Radarstrahl nicht senkrecht sondern 10 Grad seitwärts ab. Dadurch erhält man viele Echos die von den seitwärts auftretenden Radarstrahlen stammen. Durch Rechnen kann man dann die Reflektionseigenschaften der Oberfläche in einer Auflösung erhalten die wesentlich größer ist als es normalerweise die zur Verfügung stehende Antenne erlauben würde.

Bei Venera 15+16 lag diese bei 1-2 km und damit etwa 10 mal besser als bei Pioneer Venus 1. Die Höhenauflösung lag bei 50 m. Jede Sonde lieferte pro Tag aus einer elliptischen Umlaufbahn einen Streifen von 150 x 9000 km vom Nordpol bis etwa 30 Grad nördlicher Breite, da sich die Sonden auf einer elliptischen Umlaufbahn von 24 h Umlaufzeit aus.

Das Radar arbeitete mit 8 cm Wellenlänge und einer 1.4 x 6 m langen Antenne am Kopf der Sonde. Die Kommunikation zur Erde erfolgte über eine 2.6 m Antenne an der Seite.

Ein weiteres Instrument war ein Fourier IR Spektrometer aus der DDR. Die Sonde arbeitete vom Eintritt in den Orbit am 10.10.1983 über ein Venusjahr (244 Tage).

Venera 16 (7.6.1983)

 


Auch die 4000 kg schwere Schwestersonde gelangte am 14.10.1983 auf eine hochelliptische Umlaufbahn mit dem tiefsten Punkt bei 62° nördlicher Breite. Während Venera 15 die Kartierung auf der Tagesseite begann war es bei Venera 16 die Nachtseite. Auch diese Sonde lieferte jeden Tag einen Streifen von 150 x 9000 km vom Nordpol bis zu 30 Grad nördlicher Breite, jeder Streifen war um 4° zum nächsten versetzt.

Unklar ist allerdings warum man die Chance der Doppelmission nicht genutzt hat eine Sonde um den Südpol herum zu führen und so nicht 30 sondern ca 60 % der Oberfläche kartographisch zu erfassen.

Vega 1 (15.12.1984)

 

Das nächste Unternehmen der Sowjets nutzte die Venus nur als Durchgangsstation um zum Kometen Halley zu gelangen den die Sonde am 9.3.1986 in 8890 km Entfernung passierte. Innerhalb der Venusforschung ist diese Sonde auch wegen der großen internationalen Zusammenarbeit einmalig. Neben zahlreichen Ostblock Staaten stellten auch Österreich, Frankreich und Deutschland Experimente auf der 4920 kg schweren Sonde. Darunter 2 Kameras mit CCD Detektoren, Infrarotspektrometern, zahlreiche Staub und Partikelexperimente von insgesamt 125 kg Gewicht.

Am 10.6.1985 setzte die Sonde jedoch bei dem Vorbeiflug an der Venus einen Lander ab, der einen Ballon freisetzte, dessen Bewegung mit der Atmosphäre über einige Tage verfolgt werden konnte und der weiteren Aufschluß über die Wolkenströmung auf der Venus lieferte.

Der 1.5 t schwere Landerteil der Sonde erreichte auch den Boden und übermitelte Daten über 56 min. Der Ballon war über 46.5 h aktiv.

Vega 2 (21.12.1984)

 


Analoges gilt auch für die Schwestersonde, die am 14.6.1985 die Venus und am 9.3.1986 Halley in 8030 km Entfernung passierte. Von der Konzeption war auch dieses Unternehmen das bisher längste in der Geschichte der sowjetischen Planetenforschung. Bisher war es nur wenigen Sonden vergönnt mehr als 1 Jahr in Betrieb zu bleiben. Auch hier war der Ballon ca 60 Stunden in Betrieb.

Magellan (5.5.1989)

 

Diese bisher letzte Raumsonde verfolgte das gleiche Ziel wie Venera 15+16. Ursprünglich geplant Ende der 70 er Jahre unter der Bezeichnung VOIR, hatte es in der Reagan Ära kaum Chancen zur Verwirklichung. Das es trotzdem die erste Planetensonde nach 11 Jahren Abstinenz werden würde lag daran, das die Verantwortlichen jede Möglichkeit suchten das Raumfahrzeug billiger zu machen, so finden sich in Magellan ein Großteil von Ersatzteilen anderer Planetensonden, am deutlichsten ist wohl an der 3.7 m Antenne die noch von Voyager stammt. Da man sparen mußte gibt es nur diese eine Antenne sowohl für das Radar wie auch für die Kommunikation, dadurch muß das Raumfahrzeug jeden Orbit zur Erde geschwenkt werden. Einziges Experiment ist ein S-Band RADAR mit 325 Watt Leistung. Die erheblich höhere Datenübertragungsrate von 268.8 KBaud, ein nur 294 km hoher Orbit und Rechnernachbearbeitung erlaubten eine erheblich höhere Auflösung von 100 m.

Am 5.5.1989 wurde Magellan als erste Planetensonde von einem Shuttle aus gestartet. Am 10.8.1990 schwenkte sie in einen polaren Orbit um die Venus ein. Es folgten 3 Mapping Orbits von je 243 Tagen Dauer. Dann begann das Schicksal von Magellan in Form von Geldmangel wieder zuzuschlagen. In den folgenden Orbits wurden keine RADAR Daten mehr gewonnen sondern Gravitationssenken durch Verschiebungen des Doppelsignales und größere Annäherung an die Venus gewonnen. Danach erprobte man erstmals das Aerobraking wohl wissend, das man die Sonde bald aus Geldmangel abschalten mußte. Dies führte dazu das Magellan immer tiefer in die Atmosphäre eintauchte und schlussendlich am 13.10.1994 verglühte.

Die Hinterlassenschaft der 3444 kg schweren Sonde sind 4225 SAR Bilder, die 98 % der Oberfläche mit durchschnittlich 100 m Auflösung zeigen. Das bei Magellan erprobte Aerobraking soll den Missionen zum Mars Ender der 90 er Jahre Treibstoff sparen helfen, so Mars Global Surveynor und Mars Climate Orbiter.

Und danach??

Viele Sonden werden die Venus noch als Sprungbrett benutzen. Sie holen auf der Umlaufbahn schwung und fliegen dann weiter zum Merkur. Doch vorerst wird die Venus wohl nicht weiter erforscht werden.